Kein Antisemit sein zu können, das wird in Deutschland über die Abgrenzung zu Nationalsozialismus demonstriert.
Aber ausgerechnet dort, wo man sich wegen seiner Progressivität als geschützt vor Hass und Hetze hält, feiert der salonfähige Antisemitismus seine Renaissance.
Schlimmer noch, die jeweiligen Milieus werfen sich mit “Non-pologies”, Relativierungs- und Leugnungstaktiken vor die Täter und verwandeln das Abscheuliche in eine geduldete Grenzwanderung.
Wenn es Zeit wäre Precht für seinen Schwachsinn zur Rede zu stellen, entscheidet sich das ZDF dazu, die Folge einfach zu schneiden. Die Erklärungen für all das liefert Precht nicht unter stechenden Fragen eines Journalisten, sondern im eigenen Podcast. Markus Lanz wirft sich, unwürdigst für einen Journalisten, vor Precht als sein Gast Marie-Agnes Strack-Zimmermann die Ressentiments aus dem Podcast anspricht. Wie bequem für Precht.
Greta Thunberg teilt ein Foto, in dem ganz offen ein blauer Kraken platziert ist, das Symbol für den angebliche Griff des “Finanzjudentums” um die Welt - direkt aus den ekelerregendsten antisemitischen Karikaturen der Nazizeit. Das Foto wird später entfernt und geschnitten neu veröffentlicht. In den Kommentaren: Nichts dazu. Applaus für die “Courage”. Wohlgemerkt, Fridays for Future Deutschland positioniert sich klar zum Existenzrecht Israsels, bei einigen Mitgliedern scheint aber nicht alles klar.
Mitten in Berlin wird „Free Palestine from german guilt" skandiert. Die Forderung einer “neuen Erinnerungskultur” zum Holocaust nun von jungen Berlinern - nicht von Opas in braunen Anzügen.
In Deutschland wird ein Auge zugedrückt wenn Terroristenpropaganda von Judenhassern zur Nachricht wird. In Deutschland wird weggeschaut, wenn sich der Antisemitismus im Voraus ankündigt.
Das alles ist möglich, weil es im deutschen Kulturbetrieb, bei Journalisten, Akademikern und Intellektuellen einen überaus dämlichen unausgesprochenen Freifahrtschein gibt, für Dinge die eigentlich undenkbar und unsagbar sein sollten. Schlimmer noch, dieser Freifahrtschein wird sich durch die bequeme Abgrenzung zum Nazismus sogar selbst erteilt. Es gibt aber keinen süßen naiven “Hups, das wusste ich nicht”-Antisemitismus, keinen “So war das nicht gemeint”-Antisemitismus. Es ist Antisemitismus. Und dieser summiert sich auf, gerade ganz gewaltig.
Es wird dringend Zeit, genau hinzuhören und einzuschreiten. “Nie wieder” ist jetzt.