Deutsche Überheblichkeit und Arroganz sind das, was uns den Abschwung beschert hat, den wir gerade erleben. Wohlstandsverwahrlost durch die Früchte eines Exportweltmeisters haben wir das Leistungsprinzip gegen Arroganz und den internationalen Export unserer Moral und Belehrungen getauscht – und ein Ende ist nicht in Sicht.
Wir lieben es, wenn wir beweisen können, dass andere schlechter sind als wir. Und wir lieben es, die Schuld anderen zuzuschieben. Trump ist heute unser engster Verbündeter, denn er erlaubt es uns, ihm die Schuld für unser eigenes Versagen zu geben.
Mit Hochmut haben wir uns der NATO-Verpflichtung über Jahre entzogen und krude Rechnungen angestellt, um der Erfüllung des Ausgabenziels zu entgehen. Endlich wettert Trump nun gegen die NATO – jetzt sind wir natürlich große NATO-Fans und können ihm die Schuld geben, wenn Artikel 5 in Gefahr ist.
Arrogant haben wir die Amerikaner als Umweltsünder bezeichnet, die uns nur ihr schäbiges LNG verkaufen wollten, als sie uns vor dem Import von russischem Gas warnten. Wir haben Russland den Krieg gegen die Ukraine finanziert (und tun es noch immer), aber endlich schimpft Trump auf die Ukraine – jetzt können wir so tun, als wären wir an nichts schuld. Überhaupt ist unsere Energiepolitik an der Grenze zur Genialität (ganz sicher!).
Wir haben als Exportweltmeister gleichzeitig in breiter Zivilgesellschaft Freihandelsabkommen bekämpft, und bis zuletzt hat die EU Zölle von 10 bzw. 25 % auf Autoimporte – auch aus den USA – erhoben. Jetzt ist Trump ein Feind des Freihandels – also sind wir seit letzter Woche eben doch Freihandels-Fans.
Ein kriegstreibender Idiot war Trump in seiner ersten Amtsperiode, als er den Iran-Deal scharf kritisierte – und solange er die Mullahs nicht großartig findet, tun wir es eben. Vertreter desselben Regimes, das Schulmädchen vergiftet, laden wir auf eine Tourismusmesse ein. Urlaub in einer Mörderdiktatur – beworben in deutschen Messehallen. Das ist unsere „wertegeleitete Außenpolitik“.
Wissen wir eigentlich noch, wie wir Trump als Lakaien Putins beschimpft haben, als er China als einen Hauptgegner der USA bezeichnete? Wie sehen wir das heute?
Den Westen zu sabotieren – das machen wir zwar nicht so unsympathisch wie Trump mit seiner scharfen Rhetorik, aber dafür umso erfolgreicher: durch bequemes Nichtstun, durch das Appeasement von Schrott-Regimen, durch die Finanzierung von Diktaturen und das gnadenlose, einseitige Abernten einer Friedensdividende.
Danke, Mr. Trump, dass Sie genau das tun, was wir Deutschen jahrelang selbst getan haben – westliche Werte mit Füßen zu treten. Endlich können wir unsere Position ändern!
Und wenn alles in Trümmern liegt, können wir endlich sagen: „Wir haben es euch ja gleich gesagt.“
Oder wir legen unsere Arroganz ab, reflektieren unsere Fehler und beenden die Hybris bei all diesen Themen, bevor wir den Bürgern anderer Länder sagen, wen sie wählen sollen.
Aber dahin ist es noch ein weiter Weg.