Die grüne Hausnummer von Mainz-Bingen ist das absolute Endstadium der Zuschaustellung des eigenen Haushaltseinkommens. In einem Selbstbewertungsbogen können sich Eigenheimbesitzer eine Art Öko-Score errechnen, der sie für ein Siegel an ihrer Hauswand qualifiziert.

Wie immer geht es hierbei gar nicht primär um Klimaschutz, sondern um die Zurschaustellung der eigenen Moral über die Höhe der Ausgaben, die man mit gutem Gewissen getätigt hat.
Denn: Der Fragebogen vergibt beispielsweise 5 Punkte für „kein Auto", aber insgesamt 7 Punkte für ein Elektroauto mit Ladestation oder insgesamt sogar 10, wenn man einen Hybrid-Zweitwagen fahren würde. Auch der Rest des Fragebogens ist vor allem mit einem zu gewinnen: Einem großen Eigenheim, viel Grundstücksfläche und viel Geld. Ganz großes Kino!

Auch wenn es bei Mainz-Bingen „nur" das Siegel an der Haustür ist, ist dieser Geist die Grundlage für explizite und großzügigste Fördermaßnahmen von Photovoltaik, Wärmepumpen und E-Autos, die in großen Teilen Menschen zugute kommen, die überhaupt keine staatliche Hilfe bräuchten.

Die Verknüpfung von angeblich „moralisch richtigen" Konsum- und Lebensentscheidungen mit von linken Sozialstaatsideen entwendeten Umverteilungsmaßnahmen ist die unheiligste Ehe in unserer Gesellschaft.

Hobbylinke, oftmals selbst aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammend, missbrauchen argumentativ überzeugende Anliegen wie Elterngeld oder die Förderung von Mobilität für die Ärmsten der Gesellschaft, um sich selbst mit Haushaltseinkommen jenseits der 6-stelligen Beträge schlicht und einfach die Taschen zu füllen und das Leben angenehm zu machen.

Dabei bedient sich diese Gesellschaftsgruppe geschickt an linker Methodik, Argumenten und Rhetorik, um Maßnahmen für sich selbst umzusetzen, die Arbeitern nur wie ein Hohn vorkommen können. Sinnvoll klingende Sozialmaßnahmen werden locker auf Top-Verdiener ausgeweitet (Elterngeld), Arbeitnehmerrechte auf Personen, die sicher keinen Schutz brauchen (Forderung Recht auf Homeoffice - natürlich auch für Führungskräfte) und selbstverständlich ist es bei Beschäftigungslosigkeit völlig unzumutbar, die Regale im Supermarkt zu beräumen, wenn sich nichts anderes findet - das können ja andere machen. Genau hier zeigt sich auch ein ausgesprochenes Klassenbewusstsein - und zwar wer unter einem steht und gut genug für eine Arbeit ist, die man nicht mal im Anblick erträgt.

Die Ignoranz tatsächlicher Probleme, ist Kerngrund für eine absolute Unvereinbarkeit mit Interessen der Mitte, von Arbeitern. Geschickt heruntergespielt wird beispielsweise das Problem des Bürgergeld-Missbrauch mit niedrigsten Zahlen von „Totalverweigerern".
Die Definition von Totalverweigerern bezieht aber gar nicht die Bequemlichkeit ein, sich geschickt um eine Beschäftigung für „wenige Monate" zu drücken. Aber genau das passiert - man braucht nur normale Menschen zu fragen und die Beispiele von Ex-Kollegen, die sich geschickt eine Freizeit bis zum nächsten Job organisieren oder nach dem Studium auf das bestmögliche Angebot warten, kommen sofort hervor.

Die angeblich linken Parteien haben hierbei für „Arbeiter" weder Verständnis, noch wollen sie etwas mit ihnen zu tun haben. Die Kernwähler der SPD rennen schon längst in Scharen zur AfD - die SPD-Vertreter verachten ihre Ex-Wähler wegen der „Kontaktschuld" spätestens ab dieser Sekunde.

Grüne haben schlicht kein Verständnis für die lockere Einstellung von sozialen Aufsteigern zu Lebenslust und auch Konsum, ihre Wählerschaft ist wohl mit am elitärsten, das durchschnittliche Haushaltseinkommen unter den “linken” Parteien am höchsten und der gelebte Gratis-Postmaterialismus fällt natürlich etwas leichter, wenn das Sparkonto oder Erbaussichten eben nicht ganz so übel aussehen.

Und die Ex-SED tut natürlich alles, um die Ärmsten mit ihrem ökonomischen Analphabetismus arm zu halten - welcher Facharbeiter, der heute seine Rente in einem ETF organisiert (die Produktionsmittel besitzt!), könnte sich hier noch gut vertreten fühlen?

Und auch bei Parteien anderer Länder lassen sich Tendenzen erkennen, die keinem Arbeiter als „equal opportunity" erklärbar sind. 2015 war Arbeitsmigration laut Bernie Sanders noch schlecht und Lohndrückerei, heute finden Demokraten die illegale Migration ausgesprochen akzeptabel. Egal ob Pro- oder Contra-legaler Arbeitsmigration: Wer ungefähr sieht, wie horror das Leben von illegalen Migranten in den USA aussieht, die von Kartellen über ihre Aussichten in den USA belogen werden, um sie anzulocken, wo Frauen sexuell versklavt werden, um noch mehr Geld zu erpressen, wo Kinder bei der Überreise sterben, nur um am Ende als Illegale im Verborgenen zu leben, der kann das eigentlich nicht gut finden. Die Krönung: Nancy Pelosi sagt, die billige Arbeit wird gebraucht, um die Ernte einzuholen. Wer kann diesen Leidensweg der verzweifelten Menschen akzeptieren, nur weil die Arbeit so schön billig ist? Das wäre früher gefundenes Fressen der internationalen linksliberalen Presse gewesen, um die Republikaner als Satanisten zu karikieren - nur blöd, dass es vom DNC kommt.

Das alles wäre zumindest zu beklagen, wenn diese Parteien ihr angebliches Klientel überhaupt vertreten wollten - aber sie wollen es nicht. Der Missbrauch der linken Ideen zeigt sich ganz im Gegenteil äußerst nützlich für ein Milieu, das mit Erwerbsarbeit am freien Markt eher selten in Kontakt kommt. Es ist vor allem schlicht eins: Eigennützige Umverteilung von Steuergeldern für das eigene Eigenheim, für die eigene Bequemlichkeit, für die eigenen Moralvorstellungen unter dem Deckmantel von “Solidarität”. Solidarität findet in diesem Kontext überhaupt gar nicht statt.

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen, ohne wahnsinnig zu werden: Während die Tafel und die Arche um jeden Euro kämpfen müssen, verteilt dieses Milieu Gelder an NGOs, die eigene Moral- und Ethikvorstellungen (angeblich) in fernsten Ländern umsetzen sollen. Das besondere Zurschaustellen dieser Maßnahmen erinnert an den pensionierten Oberarzt, der Trophäen seiner Safaris als Auszeichnungen seiner Kenntnis fremder Kulturen im Wohnzimmer sammelt - nur dass dieses Milieu das Geld anderer verwendet, um sich als „En-Vogue" darzustellen. Während in den ärmsten Vierteln deutscher Städte Jugendliche perspektivlos sind. Es ist einfach asozial.

(Ganz nebenbei: Die Umsetzung westlicher Kultur- und Moralvorstellung im globalen Süden war unter progressiven linken vor politischen 5 Sekunden noch imperialistisch und ganz schlimm - was hat sich geändert?)

Eins verbindet aber viele (nicht alle) Bewunderer der deutschen Linken: Eine ausgesprochene Verachtung und ein Blick von oben nach unten für alle, die keine akademische Laufbahn eingenommen haben. Das Versprechen der Generation unserer Eltern und Lehrer, als Akademiker zu den Top-Verdienern und zu den intellektuell besten zu gehören geht aber nicht mehr auf, wenn eben nicht die schlauste Minderheit studiert, sondern das Studium der Bildungsweg der Mehrheit ist.

Die Enttäuschung darüber dass das Versprechen des besten Lohns, der größten Wohnung und des höchsten Lebensstandards eben nicht mehr automatisch aufgeht nur weil man eine Uni von innen gesehen hat ist bei vielen merkbar groß. Und so bedient man sich etatistisch am Staat um den Lebensstandard aufzubessern und gibt sich gleichzeitig betohnt Postmaterialistisch mit 4-Tage Woche & Camperreisen um dem “Leistungsdruck zu entgehen” - während die Krankenschwester um vier Uhr morgens auf der Matte steht (stehen muss!). Komisch nur, dass diese betont “postkapitalistischen” Lebensmodelle nur mit Umverteilung erstrebenswert bleiben.

Konsequent ist deshalb auch, dass das ökonomische Verständnis dieses Milieus so unglaublich schlecht bleibt, damit die Voraussetzungen für eine denkbar beschissene soziale Mobilität aufrechterhalten werden können. Der soziale Aufsteiger, der seine neuen Möglichkeiten stolz genießt, ist das absolute Horrorbild für die Kinder Bürgerlicher – jene, die noch nie in einen leeren Kühlschrank schauen mussten (und wenn doch, war der volle nur eine Bahnfahrt zwischen WG-Zimmer und Elternhaus entfernt) und die dem elterlichen Skiurlaub längst überdrüssig sind, den der Aufsteiger voller Stolz auf Instagram präsentiert.

Dazu zählt auch die Idee eines Mietpreisdeckels, der nur die Besitzenden (die, die einen Mietvertrag besitzen) belohnt und die Mobilität im Wohnungsmarkt gegen 0 fahren lässt - ja keine neuen Arbeiterkinder vom Land, die in der Stadt studieren wollen, ja keine Familien, die eine größere Wohnung haben wollen - nur die eigene Altstadtwohnung soll günstig bleiben. Bitte kein Neubau, kein Nachverdichten, keine Bebauung nach oben und das Tempelhofer Feld bleibt eine unbenutzte Rollbahn für Kitesurfen. Am besten in der Endform wie der New-Yorker Mietpreisdeckel der 80er: Reiche hatten eine angenehm günstige Zweitwohnung. Es ist schlicht asozial.

Das ist kein Aufruf für eine linke Renaissance: Die Interessen der arbeitenden gesellschaftlichen Mitte in unserer freien, marktwirtschaftlichen Ordnung sind überhaupt nicht gut vertreten durch diese antiquierten Spinnereien ökonomischer Unaufgeklärtheit.

Aber: Es wäre Platz - es wäre Zeit für eine Arbeiterpartei in der Mitte die den Sozialstaat so zu verstehen, wie er gemeint war: Eine Absicherung gegen Schicksalsschläge statt einer Vollkasko für diejenigen, die keine Entscheidungen treffen wollen. Und eine arbeitende Mitte, die durch sich selbst vertreten wird - nicht durch Mitglieder eines Milieus das auf Sie herabblickt.
Dieser linke Sumpf ist einfach Schrott.